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Pilzinfektion bei immungeschwächten Menschen

Unzählige Mikroorganismen, darunter verschiedene Pilze, besiedeln unseren Körper. Die meisten belasten unsere Gesundheit nicht. Wir bemerken sie nicht einmal. Es sei denn, unser Immunsystem ist so geschwächt, dass sich die Pilze ungebremst vermehren und sich im ganzen Körper ausbreiten können. Dazu gehört auch ein Pilz namens Candida albicans. Er ist der häufigste Erreger der Candidose, die, je nach Infektionsort, unterschiedliche Krankheitsbilder verursacht.

Es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass der Hefepilz namens Candida albicans auch Ihre Haut und Schleimhäute besiedelt. Schätzungen gehen davon aus, dass zwischen 50 und 75 Prozent der Menschen in Deutschland diesen Keim tragen. Normalerweise hält das Immunsystem diesen an sich harmlosen Pilz in Schach, so dass er sich nicht ungebremst vermehren kann. Ist das Immunsystem jedoch geschwächt, dann hat der Pilz eine Chance, sich übermäßig auszubreiten und die natürliche Schutzbarriere von Haut und Schleimhäuten zu durchbrechen. Vor allem die Schleimhäute von Nase, Rachen und Genitalbereich sowie im Verdauungstrakt sind anfällig für eine Infektion. Der Pilz kann sich jedoch auch zwischen Fingern und Zehen und auf Finger- und Fußnägeln ansiedeln.

Symptome

Die Symptome der Candidiasis (andere Bezeichnungen sind Candidose, Candidamykose) hängen stark vom Ort des Geschehens ab. Hautinfektionen entstehen bevorzugt in Hautfalten, an der Leiste oder unter den Achseln. Sie machen sich durch starke Rötungen und entzündliche Pusteln bemerkbar, die von Juckreiz begleitet sind. Bei Babys ist der Pilz häufig Auslöser einer Windeldermatitis. Das feuchte Klima in der Windel ist idealer Nährboden für alle Mikroorganismen. Zudem ist die Haut dort aufgeweicht und daher besonders anfällig für Keime. Bei einem Befall der Schleimhäute z. B. im Mundraum zeigen sich weißlich gelbe Beläge, die als Soor bezeichnet werden. Setzt sich der Pilz auf der Darmschleimhaut fest, kann es zu Verdauungsproblemen und schmerzenden Blähungen kommen. Eine Candidiasis der Speiseröhre und des Rachens kann zu Schluckbeschwerden führen. Bei Befall der Vaginalschleimhaut tritt, begleitet von Juckreiz und Brennen, ein weißer, geruchloser Ausfluss aus. Einige Frauen haben Schmerzen beim Wasserlassen und beim Geschlechtsverkehr.

Neben diesen oberflächlichen Pilzerkrankungen kann es auch zu einer invasiven (systemischen) Candidose kommen. Wenn die Pilze in Blut- oder Lymphbahnen gelangt sind, besteht die Gefahr, dass sie innere Organe befallen oder zu einer Blutvergiftung führen. Eintrittspforte ist meist die Darmschleimhaut. Abhängig davon, an welchen Organen sich der Pilz ausbreitet, kann dies schwerwiegende Folgen für die Gesundheit haben. Eine systemische Candidose betrifft hauptsächlich Menschen mit stark geschwächtem Immunsystem. Dazu gehören z. B. Patienten mit schwerem Diabetes, Patienten, die an Krebs erkrankt sind und eine Chemotherapie erhalten, Aidspatienten sowie unter- und mangelernährte Menschen. Eine Infektion des Darms tritt mitunter auch nach einer Antibiotikatherapie auf. Denn durch die Antibiotika ist das gesunde Gleichgewicht der Darmbakterien häufig so gestört, dass sich fremde Keime vermehrt ausbreiten können. Allerdings sind auch hier vor allem Patienten mit deutlich geschwächtem Immunsystem gefährdet.

Diagnose

Beim Befall von Haut und Schleimhäuten sind die Krankheitszeichen ein deutlicher Hinweis, der durch eine mikroskopische Untersuchung eines Abstrichs bzw. einer Gewebeprobe bestätigt werden kann. Wichtig ist, dass im Rahmen der Diagnose auch die möglichen Risikofaktoren für eine Pilzinfektion abgeklärt werden (s. Übersicht) und bei der Behandlung entsprechend berücksichtigt werden.

Behandlung

Eine Infektion von Haut und Schleimhäuten kann meist erfolgreich durch die Anwendung lokaler Antipilzmittel (Antimykotika) behandelt werden. Diese töten Pilze ab oder hemmen ihre Vermehrung. Sie werden in Form von Salben oder Cremes auf die Haut aufgetragen, als Lösungen oder Mundgel angewandt sowie als Scheidenzäpfchen verabreicht. Diese örtliche Behandlung der betroffenen Stellen zeigt meistens bereits nach mehreren Tagen Erfolg, sollte jedoch über einen gewissen Zeitraum fortgeführt werden, um ein Wiederauftreten zu verhindern. Sollte die lokale Therapie keine Besserung bewirken, kann eine Therapie mit Tabletten erforderlich sein. Sofern innere Organe betroffen sind, muss die Therapie abhängig vom Organ und von der Schwere des Pilzbefalls individuell festgelegt werden.

Weitere Maßnahmen

Bei allen Pilzinfektionen sollte man versuchen, den Pilzen den Nährboden zu entziehen. Die Haut, insbesondere anfällige Hautstellen wie Hautfalten, sollte möglichst trocken gehalten werden. Unterwäsche und Socken müssen regelmäßig gewechselt werden und sollten aus einem Material sein, das Feuchtigkeit abtransportiert (z. B. Baumwolle). Um das Ansteckungsrisiko in der Familie zu reduzieren, sollten Handtücher nicht gemeinsam benutzt werden. Bei einer Infektion im Mundraum ist die Mundpflege wichtig. Auch hier müssen Zahnbürsten regelmäßig gewechselt werden. Wer eine Zahnprothese hat, sollte den Sitz von seinem Zahnarzt kontrollieren lassen, denn Druckstellen sind ideale Eintrittspforten für Keime. Eine gesunde Ernährung trägt dazu bei, das Risiko für eine übermäßige Pilzbesiedlung im Darm zu senken. Denn sie hat entscheidenden Einfluss auf die Zusammensetzung des Mikrobioms, also aller Keime im Darm.

Risikofaktoren für eine Pilzinfektion

Krankheiten: angeborene oder erworbene Immunschwächen (z. B. Aids) • Stoffwechselerkrankungen (schwerer Diabetes mellitus) • Krebserkrankungen (vor allem Leukämien)

Therapie (Medikamente): Chemotherapie • Kortisontherapie • hochdosierte, langfristige Antibiotikatherapie • immunsuppressive Therapie (z. B. nach Transplantation, bei verschiedenen Autoimmunerkrankungen)

Anfällig sind außerdem:

  • Früh- und Neugeborene
  • alte, geschwächte Menschen
  • unter- und mangelernährte Menschen
  • Schwangere

Bei der Candidiasis werden zwei Formen unterschieden:

  • mukokutane Candidiasis – Befall von Haut und/oder Schleimhäuten
  • systemische Candidiasis – hier können prinzipiell alle Organsysteme betroffen sein

Ausbreitung und Orte der mukokutanen Candidiasis: Schleimhaut von Mund und Rachen (Mundsoor) • Mundwinkel (Faulecken) • Hautsoor (typischerweise in Hautfalten, z. B. in den Achseln) • Analbereich (u. a. Windeldermatitis bei Säuglingen) • Darm, Verdauungstrakt (intestinale Candida) • Speiseröhre (ösophageale Candida) • Genitalbereich, Vagina (Genitalsoor, Vaginalsoor) • Fingernägel

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